Ob Kette, Silberbesteck oder Silbergeschirr: Besitzer von Silbergegenständen kennen das schwärzliche Anlaufen des Edelmetalls, wenn es eine Weile liegt. Der Grund dafür ist eine chemische Reaktion: Spuren von Schwefelwasserstoff aus der Luft gehen bei Sauerstoffzufuhr eine schwer lösliche Verbindung mit Silber ein: Silbersulfid. Bei Zimmertemperatur färbt Silbersulfid das Silber gelblich, braun oder schwarz, wenn die Färbung nicht durch ständige Bewegung, etwa bei einem Armring, abgerieben wird.
Oft ist es mühsam, das Silber anschließend wieder zu putzen. Ein altes Hausmittel hierzu ist, das Silber in heißes Salzwasser oder in Wasser mit Zitronensäure oder Soda in einer Schüssel auf einer Alufolie einzulegen. Die Ionen der Kochsalzlösung lösen den Schwefel aus der Sulfidverbindung, der sich an der Alufolie anlagert. Nach einer Weile lässt sich die dunkle Silbersulfidschicht mit einem einfachen Putztuch wieder abpolieren. Bei silbernem Perlenschmuck ist diese Methode allerdings ungeeignet, weil die Kochsalzlösung die Perlen angreift.
Eine andere Methode ist das Schrubben einer Silberkette mit Zahnbürste und Zahnpasta. Aber Vorsicht, je dünner eine Versilberung, desto empfindlicher ist sie gegenüber Beschädigungen.
Mit speziellen Silberputztüchern, die mit reinigenden Substanzen getränkt sind, gelingt das ebenfalls. Doch nicht immer erreicht das Tuch jede Stelle etwa einer Silberkette. Hier ist eine professionelle Silberreinigung in einem Thioharnstoff-Tauchbad möglich. Bei einem Goldschmied oder Juwelier wie dem renommierten Berliner Experten Gennadi Licht bekommt Ihr Silber wieder den gewünschten Glanz.
Um ein erneutes Sulfieren zu vermeiden, kann Silber in Silberputztüchern eingewickelt, oder beispielsweise mit Salz oder Kreide in einer Schublade aufbewahrt werden. In diesen Fällen binden die Substanzen den Schwefelwasserstoff der Luft. Bei Schmuck reicht oft der Luftabschluss in Samttüchern oder -Schatullen, obwohl das Anlaufen nicht gänzlich vermieden werden kann.
Übrigens gibt es auch Silber, das nicht anläuft. Mit einem galvanischen Rhodiumüberzug erhält Silber zwar eine harte Schutzschicht, verliert aber an Glanz. Bei Beschädigungen muss die gesamte Überzug entfernt und neu rhodiniert werden.
Auch eine 700er Silberlegierung mit einem Anteil vom 30% Palladium sulfiert nicht, allerdings kostest diese Verbindung wegen dem hohen Palladiumpreis ähnlich viel wie 750er Gelbgold. Eine andere Legierung verspricht Ähnliches: wenn bei 935er Sterling Silber etwa 1,2% des Kupferanteils durch Germanium ersetzt werden, soll das resultierende Argentium ebenfalls nicht sulfieren. Allerdings kostet Germanium auch etwa das Vierfache von Silber. Es gibt noch weitere Silberlegierungen, die kein Anlaufen versprechen. Dank der seltenen Mischungen allerdings zu Preisen, die sich eher Weißgold nähern.
Am günstigsten ist immer noch der traditionelle Umgang mit Silber: viel Bewegung verhindert durch Abrieb ein schnelles Sulfieren. Wenn Silber nicht genutzt wird, sollte es in Samt oder Aluminium verpackt sein. Und wenn es nach einer Weile dennoch anläuft, nennen Sie es zunächst charmante Patina und irgendwann sollten Sie es einfach reinigen oder professionell reinigen lassen.